Ausnahmeregelungen an der deutsch-polnischen Grenze?

"Wir vermissen Euch" - Dieses Banner grüßte im Frühjahr über die Oder. Werden die Bewohner der Doppelstadt nun wieder für längere Zeit getrennt?

Besteht doch noch Hoffnung? Nach dem das RKI Polen zum Risikogebiet erklärt hat, erließ die Brandenburgische Regierung einschneidende Regelungen, die den Grenzübertritt für die meisten Bürger unmöglich machen. Ab Samstag, den 24. Oktober sollen alle, die aus Polen nach Brandenburg einreisen und keinen frischen Negativ-Test vorlegen können, für 14 in Quarantäne.

Nun haben die beiden Oberbürgermeister der Doppelstadt sich mit einem Brief an den Brandenburgischen Ministerpräsidenten Woidke gewandt. Sie bitten um Ausnahmeregelungen, die die Grenze doch ein wenig durchlässiger machen sollten.

Hier der Brief in Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke,

nachdem die Republik Polen durch die deutsche Bundesregierung mit Wirkung vom 24. Oktober 2020 zum Risikogebiet erklärt worden ist, werden neue Regelungen den Alltag auch zwischen unseren Städten Frankfurt (Oder) und Słubice erheblich einschränken.
Uns ist bekannt, dass Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, nicht zuletzt durch Ihr persönliches Engagement für die deutsch-polnische Partnerschaft und Ihre Tätigkeit als Polenbeauftragter der Bundesregierung wissen: Nach den positiven Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte umfasst ein Verflechtungsraum wie der unsere nicht nur beruflich Pendelnde und Lernende, die nun weiterhin die Grenze uneingeschränkt passieren dürfen. Die Doppelstadt Frankfurt (Oder)/ Słubice entfaltet ihre Wirkung durch Beziehungen auf allen Ebenen des öffentlichen und privaten Lebens. Fehlende Ausnahmeregelungen bringen für viele Menschen erhebliche wirtschaftliche Nachteile und persönliche Einschränkungen mit sich.

Für verschiedene grenznahe Regionen Deutschlands sind derzeit Ausnahmeregelungen zu als Risikogebieten ausgewiesenen Nachbarländern im Gespräch oder bereits beschlossen. Eine Regelung, die es den Bürgerinnen und Bürgern der grenznahen Region beider Seiten ermöglicht, in der aktuellen Situation das Nachbarland aus privaten Gründen weiter zu besuchen, ohne in der Folge isoliert zu werden, würden wir sehr begrüßen und halten sie auch im Interesse einer Eindämmung der Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 für vertretbar.

Wir bitten Sie sehr herzlich, das Zustandekommen einer solchen Regelung zu unterstützen. Wir appellieren zugleich erneut an unsere Bürgerinnen und Bürger sowie an Gäste aus anderen Regionen, sich weiterhin an die auf beiden Seiten geltenden Hygienevorschriften zu halten. Lassen Sie uns die Doppelstadt und die gesamte deutsch-polnische Grenzregion nicht wieder teilen, sondern weiterhin gemeinsam gegen die Ausbreitung des Virus kämpfen.


Freundliche Grüße | Z poważaniem
René Wilke | Mariusz Olejniczak